Jeannette und Harald Walser berichten über das Jubiläum in Kufstein
Joseph Madersperger und die „Eiserne Hand“
Zahlreiche Erfinder befassten sich ab etwa 1780 mit Erfindungen rund um die Nähmaschine. Dies mit jeweils mehr oder weniger Erfolg. Einer dieser Erfinder war auch der Schneidermeister Joseph Madersperger, dessen Jahrestag der Patenteinreichung in seiner Heimatstadt Kufstein mit einem Festakt gefeiert wurde. Madersperger konnte jedoch die Gebühren für das Privileg nicht aufbringen, es kam ein Pfändungsverfahren in Gang, und das Privileg erlosch am 7. 6. 1818 wieder.
Trotzdem reichte er 1817 ein Gesuch für eine weitere von ihm erfundene Maschine zum Zusammennähen von Strohhüten ein. Doch dieses wurde abgelehnt. 1833 erfolgte das nächste Gesuch um Erteilung eines Privileges für eine Maschine „zur Bereitung der Schaftwolle“, welches ebenfalls abgelehnt wurde. 1835 präsentierte Madersperger auf einer Gewerbeausstellung in Wien den von ihm erfundenen Doppelstoff, welchen er aus bereits fertigen Einzelstoffen auf einer von ihm erfundenen Maschine zusammengenäht hatte. Leider brachte auch diese in der Zwischenzeit fünfte Variante der „Nähhand“ keinen Erfolg. Madersperger übergab am 5. 11. 1838 seine fünfte Maschine der Technischen Universität Wien als Geschenk und beendete damit seine Erfindertätigkeit.
Danach war er als Strohhutfabrikant tätig, bis er ins bürgerliche Versorgungshaus St.Marx (ein Alters- und Armenheim) in Wien eintrat, wo er am 2. Oktober 1850 82-jährig starb.
Der Erfinder Madersperger
Am 6. 10. 1768 wurde Joseph Madersperger als Sohn eines Schneiders in Kufstein geboren.
1798 brannte das Elternhaus aus, worauf die Familie Madersperger am 17. 8. 1790 nach Wien übersiedelte.
1808, inzwischen selbst Schneider geworden, begann Joseph Madersperger mit den ersten Versuchen zum Nachbau der Bewegungen der menschlichen Hand in einer mechanischen Nähhand.
Am 26. 4. 1814 reichte Madersperger das Gesuch um Erteilung eines Privileges (Patentes) auf seine erste Maschine ein. Dieses Privileg wurde ihm nach großen Schwierigkeiten am 10. 2. 1815 auf 6 Jahre erteilt.
Das Madersperger-Denkmal, das 1903 von drei Wiener Nähmaschinenfabrikanten errichtet wurde

Die Maschinen von Madersperger
Am 26.4.1814 reichte Madersperger das Gesuch um Erteilung eines Privileges (Patentes) auf seine erste Maschine ein. Für diese Maschine verwendete Madersperger die zweispitzige Nadel mit dem Öhr in der Mitte. Leider sind hierfür keine Unterlagen mehr erhalten, da diese nach Ablauf der Fristen durch die Ämter vernichtet wurden.

Zwischen 1814 und 1817 entstand die zweite von ihm erfundene Maschine zum Zusammennähen von Strohhüten ein. Von dieser ist eine Zeichnung in einer von Madersperger verfassten Druckschrift erhalten geblieben. Auch hier wurde mit großer Wahrscheinlichkeit die zweispitzige Nadel mit Öhr in der Mitte verwendet.

Eine dritte Maschine, deren Originalzeichung vom 15. 5. 1815 sich im Hofkammerarchiv in Wien befindet, verwendete wieder die zweispitzige Nadel mit Öhr in der Mitte. Diese Maschine zeichnet sich aber vor allem durch eine “Vorrichtung zum Stillsetzen der Maschine beim Ende des Nähfadens aus. Madersperger hatte also als Erster 1815 den mechanischen Fadenwächter erfunden.

Eine vierte Maschine entstand etwa 1817 und diente wiederum dem Zusammennähen von Strohhüten.
1835 präsentierte Madersperger die fünfte Maschine, die „Eiserne Hand“, welche heute noch im Technischen Museum in Wien besichtigt werden kann. Diese Maschine wies nun im Gegensatz zu den Vorgängern erstmals zwei einspitzige Nadeln mit Öhr an der Nadelspitze auf. Auf ihr nähte Madersperger den von ihm erfundenen Doppelstoff, ein aus mehreren Schichten zusammengenähtes Gewebe, welches für warme Decken oder Kleidung verwendet werden sollte. Auch heute kennt man diese Art Doppelstoff vor allem bei Wind- und Wetterbekleidung, bei welchem zwei Außenlagen mit einer wärmenden Wattierung zusammengesteppt werden. Von dieser fünften Maschine muss Madersperger mehrere Stücke hergestellt haben, denn der im Museum erhaltene Originalstoff ist viel zu breit, um auf der erhaltenen Originalmaschine genäht worden zu sein.

Detailaufnahme der 5. Madersperger-Maschine mit den beiden Nadeln
Die fünfte Madersperger-Maschine

Das Gestell der Maschine mit dem Transportwagen
Maderspergers Original „Doppelstoff“
Die Funktionsweise der fünften Madersperger-Maschine

Das Jubiläum
Inschrift am Geburtshaus
Am 26. April 2004 waren es 190 Jahre her, seit der aus Kufstein stammende Schneider und Erfinder Joseph Madersperger seinen ersten Patentantrag für eine Nähmaschine eingereicht hatte. Aus diesem Grund wurden vom 23. bis 26. April die Madersperger-Festtage in Kufstein ins Leben gerufen. Organisiert von der Wirtschaftskammer Österreich und der Bundesberufsgruppe Nähmaschinenhandel bildete der Anlass einen Rahmen, um des genialen Erfinders zu gedenken und gleichzeitig den aktuellen Stand der Nähmaschinenbranche aufzuzeigen.

Neben einem offiziellen Teil, welcher von einem Umzug mit der Stadtmusik Kufstein vom Geburtshaus Maderspergers zum Madersperger-Denkmal und der Niederlegung eines Kranzes sowie einem anschliessenden Festgottesdienst gebildet wurde, hatten die Besucher zudem Gelegenheit, die beiden Sonderschauen „Historische Nähmaschinen“ und „die Moderne Nähmaschine von heute“ zu besichtigen. Nicht vergessen werden darf auch das Kleinstmuseum „Madersperger“, welches im Geburtshaus des Erfinders eingerichtet wurde. Auf nur 14 Quadratmetern wird mit einer Multimediaschau das Leben und Werken von Madersperger geschildert.


Das Geburtshaus Joseph Maderspergers, Kinkstr. Nr. 16 in Kufstein